Als ich irgendwann zu PCs gewechselt bin, hatte sich dort die Musiksoftware schon kräftig weiterentwickelt, aber zum Teil auch in die gleiche Richtung. Mit dem ScreamTracker beispielsweise bin ich sehr schnell warm geworden, und bei Jeff Lims großartigem ImpulseTracker habe ich sogar irgendwann direkt beim Programmierer die Vollversion gekauft, was Ende der 90er hieß, auf der Bank australische Dollar einzutauschen und in einem gut versiegelten Umschlag per Post einmal um die Welt zu schicken. Mit 'richtiger' Musiksoftware konnte ich damals noch nichts anfangen, weil Sequencer eine andere Denke haben als Tracker und sich an der Logik von physischen Studios orientieren - wovon ich zu dem Zeitpunkt nicht den geringsten Schimmer hatte.
In den letzten fünfzehn Jahren habe ich bestimmt zweihundert eigene Songs und ein Dutzend Banddemos aufgenommen, und so langsam bin ich an dem Punkt angekommen, wo ich mit den Ergebnissen einigermaßen zufrieden bin. Im Moment verbringe ich viele Abende in Kopenhagen damit, unser aktuelles Banddemo zu mischen und meine Spuren darauf einzuspielen, was mittlerweile einfach eine Freude ist. Ich habe über die Jahre eine kleine Auswahl ordentlicher Mikrofone angeschafft, etwas semiprofessionelle Software und eine gute Soundkarte gekauft, und was damit alles möglich ist, hätte ich bei meinen ersten Aufnahmen nie gedacht. Auf meiner Couch sitzend in Dänemark die bisher aufgenommenen 28 Spuren auf einem Laptop mischen zu können, während meine Band zu Hause in Deutschland weitere Instrumente einspielt, die ich mir dann nach und nach auf meine winzig kleine Festplatte kopiere, wenn ich mal im Lande bin, das ist alles fast zu gut um wahr zu sein. Denke ich manchmal wehmütig daran, wie es wäre, in einem "richtigen" Studio aufzunehmen? Nicht wirklich. Natürlich ist so etwas wie Dave Grohls Sound City Movie eine Inspiration, aber größtenteils wegen der talentierten Musiker und Sänger. Für diejenigen, die nicht hinter Youtubes deutscher Firewall sitzen oder eine VPN-Verbindung bedienen können, gibt es auch online phantastische Performances zu bewundern. Denn was wir da sehen ist wieder die Aura des exklusiven Aufnahmeraums, in dem man selbstverständlich toll Musik machen kann. Wenn mir jemand einen Nachmittag mit Corey Tailor, Aaron Lewis oder Maynard James Keenan vermittelt, mache ich mit den Herren aber auch eine Emmy-verdächtige Aufnahme. Musik wird vor dem Mikro gemacht, und zwar größtenteils im Kopf.
Ich habe kürzlich eine Doku über Stax-Records gesehen und fand einen Ausspruch von Carla Thomas sehr schön. Sinngemäß sagte sie, dass die Zeit im Stax-Studio immer wahnsinnig kreativ war, weil man mit seinen Ideen im Kopf reinging, da absolut fähige Leute saßen die daraus musikalisch was machen konnten und am Ende immer fabelhafte Musik herauskam. So stelle ich mir Musik machen im Idealfall vor :D
AntwortenLöschenUnd Sound City steht auf meiner DVD Wunschliste auch noch recht weit oben :-)