Sonntag, 12. Oktober 2014

Gib Gas, ich will fraß

Es gibt ein paar Dinge, die mich schon immer nervös gemacht haben. Okay, das ist es eine Untertreibung. Es gibt eine Menge Dinge, dich mich schon immer nervös gemacht haben, und ich bin über vieles hinweg gekommen. Rasenmäher sind so eine Sache: eine Maschine, die nichts weiter tut als Messerklingen mit hoher Geschwindigkeit zu bewegen. Selbst ein elektrisches Filettiermesser ist vertrauenerweckender, weil ich da wenigstens zu jedem Zeitpunkt sehe, wo die Klinge ist. Mit Brecht gesprochen ist das elektrische Messer der Haifisch und der Rasenmäher Mackie Messer. Er trägt seine Zähne eben nicht im Gesicht.

Bis vor kurzem gehörten Gasherde in die gleiche Kategorie. Um das vorweg klarzustellen: nicht jede Form von offenem Feuer macht mich nervös. Ich kann sehr gut umgehen mit Lagerfeuern, Kaminfeuern, und generell mit Feuer, das da bleibt, wo es hingehört. Christbäume mit Wachskerzen gehören gehören meiner Meinung nach verboten, aber das mag auch daran liegen, dass ich mal das Wohnzimmer eines meiner Brüder mit einer Wunderkerze in Brand gesteckt habe. Deshalb ist auch eine meiner lebhaftesten Erinnerungen am die Siebziger der Geruch von schmorendem Flocati. Von Gasherden hingegen wusste ich bis jetzt immer nur vom Hörensagen, was sie alles anstellen können. Jetzt habe ich selbst einen, und bis jetzt verstehen wir uns noch ausgezeichnet.

Ein Grund dafür ist sicher, dass der emaillierte Küchenhelfer ein gehöriges Maß an Zurückhaltung für seine Aufgabe an den Tag legt. Es braucht mindestens drei Versuche, bis er eine stabile Flamme produziert, so dass es etwas von einem Spiel hat, ihn zum Laufen zu bringen. (Und nur fürs Protokoll: falls mich das Zündproblem beunruhigen sollte, behaltet Ihr das bitte für Euch). Wenn ich schon Probleme habe, dem Ding einen Hauch von Feuer zu entlocken, gehe ich mal davon aus, dass es sich nicht spontan selbst entzündet. Und seitdem ich dem Herd halbwegs vertraue, habe ich mir tatsächlich angewöhnt, mir wenigstens jeden zweiten Tag abends eine warme Mahlzeit zu kochen.

An Arbeitstagen gibt es einen Salat zum Mittagessen in der Mensa – nicht weil ich auf meine alten Tage denke, mich gesund ernähren zu müssen, sondern weil a) Salat nichts ist, was ich mir selbst mache, und weil b) in unserer Mensa alles gewogen wird und die Köche dementsprechend viel mit Kartoffelpüree, Soße, gewässerten Pilzen oder Spargel arbeiten. Nachdem ich es ein- oder zweimal probiert habe, bin ich tatsächlich auf den Geschmack gekommen, und jetzt gibt es eigentlich jeden Tag einen hochvollen Teller mit Grünzeug und wild vom Buffet zusammengestoppelten Beilagen zu Mittag. Und abends kann ich mich dann guten Gewissens orgiastisch in Gemüse, Omelette und Kartoffeln ergehen. Meine kulinarische Palette ist noch ziemlich beschränkt, wie man sieht, aber ich muss natürlich sehen, wie ich mir Singleportionen koche, ohne dass ständig irgendwas übrig bleibt, was dann heißt, dass ich drei Tage die Woche mit den gleichen Zutaten verschiedene Gerichte improvisiere. Bis jetzt habe ich noch ausschließlich essbares produziert, und wenn ich das weiterhin schaffe, bin ich eigentlich ganz zufrieden.





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