Mittwoch, 6. März 2013

Technik (bis) zum Abwinken

Nachdem ich am Wochenende für einen Blitzbesuch zuhause war, bin ich gestern in das Chaos einer umziehenden Universität zurückgekehrt. Die große Rochade, die ich vor zwei Wochen schon einmal erwähnt, hatte, ist jetzt tatsächlich angelaufen. Unsere und eine weitere Forschergruppe ziehen aus dem dritten und vierten Stock in den fünften, die bislang ausgelagerten Verwaltungskräfte ebenfalls, und die freigewordenen Büros bei uns im Gebäude werden auch sofort wieder besetzt. Es ist klar, dass so etwas nicht ohne kleinere oder größere Probleme abgehen kann. Trotzdem ist es frustrierend, in ein neues Büro zu kommen, in dem nur ein Schreibtischstuhl und zwei Umzugskartons stehen - wohlgemerkt nachdem die offizielle Parole war, keine Möbel für den Umzug zu markieren. Im Laufe des Tages haben wir dann immerhin noch ein paar Schreibtische bekommen, aber bis an ein vernünftiges Arbeiten zu denken ist, wird sicher noch eine gute Woche vergehen.

Dementsprechend habe ich mich dann auch um die noch ausstehenden Umzugsarbeiten gekümmert, denn auch unser schönes Spielelabor wird verlegt. Gestern haben wir drei Stunden lang Kisten gepackt und nur deshalb aufgehört, weil uns die Verpackungsmaterialien ausgegangen sind. Es muss ewig her sein, dass jemand in dem Raum aufgeräumt oder gar inventarisiert hat. Wir haben eine wirklich schöne Kollektion von Spielen für alle möglichen Plattformen, viele Brett- und Rollenspiele, sogar kistenweise Spielzeug, und vieles davon steht eigentlich nur im Weg. Deshalb werden wir einiges davon im Keller der Uni einlagern - allerdings nichts, von dem wir auch nur im entferntesten annehmen, dass es noch einmal gebraucht würde. Soweit die Logik.

In dem Moment, wo zwei Computerspielforscher eine Kiste öffnen, in der sich nicht nur ein roter Ur-Gameboy, sondern auch noch ein goldener Gameboy Advance finden, ist spontan Nerd-Weihnachten im März angesagt. Für welche Zwecke auch immer haben wir fast alles in mehrfacher Ausführung, sogar die aktuellen Spielkonsolen, und kaum jemand aus unserer Forschergruppe - ein paar klar denkende Informatiker vielleicht ausgenommen - brächte es übers Herz, einen Amiga 500 oder einen Sega MegaDrive in den Keller zu schicken. Vieles von dem, was mir gestern durch die Hände gegangen ist, gehört eigentlich in ein Museum. Oder, wie wir jetzt beschlossen haben, in die Büros der Mitarbeiter und Doktoranden - auf jeden Fall nicht in die Abstellkammer. Da können die Plastikdinos und Hanna-Montana-Kartenspiele hin ...

Heute mache ich mit dieser Sysiphusarbeit weiter. Auch wenn die Dinge, um die es geht, den eigentlichen Arbeitsaufwand ein bisschen versüßen, ist der Vorgang insgesamt doch recht kompliziert. Wir wollen mindestens zwei der großen Stahlschränke, in denen die Hard- und Software bis jetzt gelagert war, nicht im Spiellabor stehen haben, sondern in Büros, die dafür mehr Raum bieten. Also stellt sich die Frage, was sich sinnvoll auslagern lässt und was nicht. Aber das werde ich erst so richtig überblicken können, wenn ich mit dem Ausräumen fertig bin und noch einmal den neuen Raum in Augenschein genommen habe. Morgen kommen die Möbelpacker, und bis dahin muss das alles geregelt sein. Mal sehen, ob ich das heute Nachmittag auf die Reihe kriege. Es geht ja auch nicht nur ums eigentliche Inventar. Wir haben ja auch noch die wiederablösbaren Donkey Kong Wandaufkleber. Ohne die geht gar nichts. Da soll mal noch einer sagen, wir Akademiker würden uns immer nur mit abgehobenen Problemen beschäftigen!

Natürlich arbeite ich nicht nur ganz handfest mit Computerspielhistorie. Andere Maschinen stellen eine mindestens ebensogroße Herausforderung im dänischen Alltag dar. Anders gesagt: Ich glaube, ich habe eben unsere Waschküche kaputtgemacht. Wir haben diesen eigentlich recht schönen Waschraum mit zwei Waschmaschinen und einem großen Trockner, die alle an dem gleichen Münzeinwurf hängen. Und genau der hat eben den Geist aufgegeben - zum Glück erst, nachdem ich meine erste Ladung Wäsche schon in den Trockner gepackt und ihn angeworfen hatte. Falls der nächste Nutzer mehr Glück hat als ich und das Gerät wieder zum Laufen kriegt, haben wir wahrscheinlich ein leichtes Schaumproblem, weil ich schon meine zweite Ladung Wäsche fertig gepackt hatte, inklusive Waschmittel, als der Münzeinwurf den Dienst quittiert hat. Ich hätte ja eigentlich eine Notiz an die Maschine gehängt, aber da ich weiß, wer nach mir den Raum nutzt - ein knurriger Muffkopp, der konsequent so getan hat, als würde er kein Wort Englisch können -, kann ich mir das sparen. Mein Phrasenwörterbuch und Google Translate werden mir da auch keine große Hilfe sein. Am Freitag schaue ich mal wieder in den Raum rein. Oder auch nicht, falls sich der Schaum schon unter der Tür durchdrückt ...


1 Kommentar: