Dienstag, 12. August 2014

Weltenbummeln für Fortgeschrittene



Wie das eben so ist: Vor neun Tagen mit überhaupt nicht metaphorischen Bauchschmerzen angekommen, kann ich im Moment überhaupt nicht fassen, dass ich schon am Gate für meinen Flug zurück nach Kopenhagen sitze. Natürlich habe ich zwischendurch immer mal wieder ein bisschen die Lust am Leben aus dem Koffer verloren, und selbst die spektakulärste Landschaft ist irgendwann eben nur noch Landschaft. Dennoch ist es ein riesiger Unterschied, ob man sich zwischendurch ein bisschen „Schnauze voll“ erlaubt – im sicheren Gewissen, am nächsten Tag noch ein paar hundert Kilometer am Grand Canyon entlang zu fahren – oder sich langsam auf den speziellen Trancezustand eines Langstreckenflugs einpegelt. Über Zeitverschiebung und Langeweile in Wartehallen denke ich mittlerweile nicht mehr bewusst nach, aber wenn ich in Chicago W-LAN gehabt hätte, wäre ein Teil dieses Posts schon zu lesen gewesen, während ich noch im Flieger über Neufundland war. Auf dem Frankfurter Flughafen kriege ich das Gebacken und kann tatsächlich meinen letzten Zwischenbericht abliefern, während ich noch auf Reisen bin. Irgendwie irre ist das schon, egal wie oft man sowas macht.

Die Gangartwechsel der letzten zwei Wochen waren einfach heftig, und das erzwungene Entschleunigen eines Interkontinentalflugs ist wie eine Vollbremsung im Biorhythmus. Acht Stunden Nichtstun, gerahmt von noch mehr Nichtstun auf Flughäfen und noch einmal langweiligeren und unbequemeren Kurzstreckenflügen, kann eine furchtbare Belastung sein. Nach dem hektischen Hinflug, auf dem nichts geklappt hat und ich auch noch krank geworden bin, war der Rückflug in einem halb leeren Jumbo allerdings geradezu erholsam – zumindest körperlich. Mit dem Kopf bin ich immernoch halb im Grand Canyon und schon halb im neuen Job, der noch weit von einem Arbeitsalltag entfernt ist.


Nach meiner Ankunft in Kopenhagen muss ich erst einmal mit Schwung in den Alltag durchstarten, von den ganz gewöhnlichen Dingen wie der ersten Grundreinigung meiner neuen Bude über den Einstieg in den neuen Job mit einem Arbeitsgruppenmeeting bis hin zum Gang zur Meldestelle. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn nicht all diese Dinge gleich wichtig und dringend wären, nur eben in verschiedenen Kontexten. Ende der Woche dürfte sich dieser erste Stress aber auch erledigt haben, und spätestens dann bemühe ich mich um einen – wie man bei mir zu Hause sagt – manierlichen Bericht meiner ersten Augusthälfte.
Jetzt müsst Ihr mich entschuldigen. Mein Flug wartet.

3 Kommentare:

  1. Und wenn du dann doch mal keine Lust mehr auf Wissenschaft hast, dann wirst du einfach Cowboy-Hut-Model ;) – Und jetzt Schluss mit dem unqualifizierten Kommentar. Ich wünsche dir trotz der vielen wichtigen Baustellen einen richtig guten Start in Kopenhagen.
    Sylvia

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  2. ja, der steht ihm gut der Hut ... es gibt so finnische Filme mit solchen Typen ... ist ja nicht mehr weit dahin
    Peter

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    1. Der Hut schützt ihn gut. Die Hitze war einigermaßen auszuhalten, aber die Sonne war unmenschlich. Ohne Hut wäre ich wahrscheinlich erst nach Einbruch der Dunkelheit raus. Und was die finnischen Kollegen angeht: an der dazugehörigen Tolle arbeite ich noch ...

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