Mittwoch, 12. November 2014

Mit Oskar in Baden-Baden

Jetzt war ich die ganze Zeit so lange fleißig unterwegs mit der Bloggerei und habe mich gewundert, wie ich letztes Jahr manchmal drei, vier Wochen nicht geschrieben habe, und schon habe ich es wieder auf  zwei Wochen Funkstille gebracht. Dafür gibt es natürlich eine ganze Menge Gründe, aber die wahrscheinlich einleuchtendsten (und Blog-kompatibelsten) sind mein täglich Brot: Schreiben und Reisen.

Ich schreibe ja wirklich gern, und ich schreibe oft viel und schnell. Manchmal ist so ein Blogeintrag für mich eine willkommene Abwechslung, was die Textsorte angeht, wenn ich den ganzen Tag über nur E-Mails und oberflächliche Fachprosa geschrieben habe. An anderen Tagen, wie heute, kann es auch eine gute Aufwärmübung sein, um den Schreibmotor im Kopf auf Touren zu bringen, wenn ich mich an eine unangenehme wissenschaftliche Arbeit machen muss – besonders wenn ein wirklich netter alter Kollege zu Besuch ist und alle zwei Minuten den Kopf in die Tür streckt, so dass an echte Arbeit noch nicht zu denken ist. Aber in den letzten zwei Wochen habe ich in ganz knapper Folge zwei Vorlesungen und zwei Vorträge aus dem Boden stampfen müssen, und nach solchen Tagen brauche ich dann doch ein anderes Kontrastprogramm. Will sagen: ich bin jetzt mit Game of Thrones wieder auf dem neuesten Stand und freue mich schon auf das Ende von True Detective.

Das Reisen, auf der anderen Seite, hätte eigentlich gar nicht erwähnenswert sein müssen, aber irgendwie hatte ich mit meinen Standardflügen wenig Glück in letzter Zeit. Am Wochenende war ich für einen Kongress in der Heimat, und sowohl der Hin- als auch der Rückflug gestalteten sich ungewöhnlich bis abenteuerlich. Ich bin ja gewöhnlich ein vorsichtiger Mensch, und insofern fand ich es an sich in Ordnung, als mein Pilot am Donnerstag zweimal den Landeanflug abgebrochen hat, weil die niedrigen Wolken nahtlos in eine dichte Nebelbank übergegangen sind. Auch dass wir dann erst noch ein bisschen sinnlos im Kreis geflogen sind und dann zum Auftanken und Warten auf besser Wetter in Baden-Baden gelandet sind, fand ich nicht weiter schlimm. Ärgerlich ist daran letztlich ja nur die Zeitverschwendung, vor allem, wenn man eigentlich wirklich gerade besseres zu tun hätte. 

Aber meine Mitreisenden haben es größtenteils mit Fassung getragen. Sicher gibt es dann immer die lautsprechenden, superwichtigen Geschäftsleute, die ihr Telefon schon am Ohr haben bevor das Flugzeug bei seiner Zwischenlandung ganz steht, aber das ist irgendwie auch nur menschlich. Überraschend war hingegen, dass mein diesmaliger Promi – von der Sorte hat man aus Berlin raus ja eigentlich immer wen an Bord – für seine Verhältnisse ausgesprochen gelassen war. Der Sportteil seiner Zeitung hat ihn beschäftigt gehalten. Als ich das danach dann meinem türkischen Taxifahrer erzählt habe, musste ich erst einmal erklären, wer Oskar ist. Man kann also tatsächlich im Saarland leben und von diesem Teil der jüngeren Geschichte unberührt geblieben sein. Das hätte meinen Mitflieger sicherlich weniger kalt gelassen als die Flugverspätung.

Auf dem Rückflug hat die gute AirBerlin zum zweiten Mal in kurzer Zeit wieder einen Flug ausfallen lassen, aber immerhin für alle Gäste mit Anschlussflug für Alternativen gesorgt. So bin ich dann mit Luxair und SAS zurückgekommen, mit nur anderthalb Stunden Verspätung; wirklich beschweren kann ich mich darüber also nicht. Und so ein Wechseln der Fluggesellschaften zwischendrin hat auch seine Vorteile, etwa dass man über den Vormittag verteilt ein abwechslungsreiches Frühstück serviert bekommt – Airline-Brunch, sozusagen. Croissant und richtig guten Kaffee von den Luxemburgern, vergleichsweise langweiligen Kaffee mit ausgezeichnetem Muffin bei den Skandinaviern ... hungrig bin ich immerhin nicht gelandet. Und zwischendrin hatte ich Tegel noch ein schönes Promi-Erlebnis: Ich setze mich im Wartebereich zwei Sitze weit weg von einer gut gekleideten Dame, die mich dafür mit einem Blick bedenkt, als hätte ich mich gerade vor ihr entblößt. Als eine kleine Gruppe von Leuten zu ihr kommt, denke ich, dass ich da vielleicht einen mental freigehaltenen Platz besetzt und damit ihre Missgunst auf mich gezogen hätte, aber erst als sie von einem aus ihrer Entourage angesprochen wird und mich dann auf dem Weg ins Flugzeug wieder mit einem verachtenden Blick straft, verstehe ich, dass ich in der Präsenz echt wichtiger Menschen nicht genug Respekt gezeigt habe. Lang lebe der Fernsehadel!

2 Kommentare:

  1. Ich hatte schon Entzugserscheinungen.
    Du schaffst es immer wieder, dass ich grinsend vorm PC sitze.
    Dafür vielen Dank und hab einen schönen Tag!

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    1. Dankeschön, das hört man gern. Ich würde ja Besserung geloben, aber im Moment kann ich nichts versprechen, außer dass ich mir Mühe gebe.

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