Freitag, 13. Februar 2015

Kauft Deutsche Wertarbeit!

Ein beflaggter Hundehaufen
Nationalbewusste Nachbarschaftshilfe
Nein, ich bin nicht plötzlich nationalistisch geworden. Ich schmunzele kopfschüttelnd über PEGIDA und all ihre sonderbaren Trittbrettfahrer, und auch nach einer ganzen Weile in einem Land mit einer sehr lockeren Einstellung zum Flaggezeigen bin ich noch immer unangenehm berührt von Menschen, die Geschäfte, Privathäuser oder Buffets ohne tieferen Sinn mit ihren Nationalfarben dekorieren. (Oder eben Hundehaufen, um die Haustierfreunde an den Pranger des Nationalstolz zu stellen. Findet man hier wirklich an jeder Ecke).

Trotzdem habe ich mich kürzlich bei dem Gedanken ertappt, dass das mit deutscher Wertarbeit nicht passiert wäre, und hatte danach den unüberwindlichen Drang, etwas deutsches zu kaufen. Es war einer dieser Momente, in denen man sich gleichzeitig eine Kamera wünscht und von Herzen froh ist, dass einen doch keiner gefilmt hat. Als ich in meine neue Wohnung hier eingezogen bin, war eine der ersten Amtshandlungen natürlich, mir Putzzeug zuzulegen. Meinen Wischmop habe ich mir in einem kleinen Handwerker- und Haushaltswarenladen um die Ecke gekauft, für teurer Geld, als der billige Eindruck es mich hätte erwarten lassen. Aber über Preise wundere ich mir schon lange nicht mehr, und ein paar Monate lang hat mir das Zeug auch gute Dienste geleistet.

So lange eben, bis ich in jugendlichem Überschwang mit dem Mop den Putzeimer umwerfe und meinen Flur und das halbe Schlafzimmer flute. Mein enthusiastisches Putzen wird schlagartig hektisch, während ich sehe, wie schnell das Wasser in die  reiten Fugen meines Dielenbodens einzieht. Nachdem ich also Geschirrhandtücher und Lappen geistesgegenwärtig über das Krisengebiet verteilt habe, beginne ich, mit dem Mop so viel und schnell wie möglich Wasser zurück in den Eimer zu transportieren. Ich erwarte jeden Moment, dass mein Nachbar von untendrunter klopft und ich herausfinde, was die dänischen Worte für Wasserschaden und Haftpflichtversicherung sind, und vielleicht bin ich etwas ungestümer, als ich sein sollte.

In jedem Fall knirscht es irgendwann unangenehm, und in dem kurzen Moment, den ich kopfüber Richtung Putzeimer stürze, stelle ich mir vor, wie der Nachbar seine Beschwerde einem auf seinem abgebrochenen Schrubberstil aufgespießten Deutschen vorbringt. "War das Wasser noch nicht schlimm genug? Musst Du jetzt noch durch meine Decke bluten?" Bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit habe ich den gebrochenen Mop entsorgt und dabei festgestellt, dass er noch nicht einmal aus Kunststoff war, sondern aus papierdünnem Blech mit einem dicken Überzug aus sprödem Gummi. Da hat jemand lange darüber nachgedacht, wie man etwas oberflächlich stabiles konstruieren kann, dass anfangs brauchbar wirkt und auf keinen Fall dauerhafter Beanspruchung standhält.

Nach dieser Erfahrung habe ich dann in einem größeren Baumarkt ganz gezielt nach dem Inbegriff deutscher Gründlichkeit und haltbarer Sauberkeitsgarantie gesucht und bin schließlich als glücklicher Besitzer eines Vileda-Produktes zurückgefahren und habe mit Genuss und ohne Gefahr für Leib und Leben geputzt. Manchmal ist eben nichts dagegen einzuwenden, sich auf Traditionen und Werte zu stützen. Oder auf eine robuste Stahlstange.

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