Samstag, 20. September 2014

Das Ende vom Lied vom Tod


Nach Grand Canyon war ich schon darauf eingestellt, dass mich Monument Valley vielleicht ein bisschen weniger freudig erregen würde, als ich mir das zu Hause vorgestellt hatte. Der Grund war aber ein anderer - abgesehen von dem Fototapeten-Effekt, den hatte ich auch hier. Monument Valley ist großartig, atemberaubend, und genau wie in jedem Western. Wirklich genauso. Es gibt da sogar eine Plakette, die den Lieblingsplatz von John Wayne markiert. Wenn man da seine Kamera aufstellt und eine Postkutsche oder Horde Pferde vorbeijagt, ist der Western im Kasten. Der Hobby-Fotograf kann auch an seiner Fotoausbeute feststellen, dass es hier zu vertraut war. Nicht nur habe ich insgesamt wenig Bilder von Monument Valley gemacht, das erste ist auch das beste. Ich hätte es bei einem belassen können, denn hier gibt es ihn tatäschlich, den perfekten Shot.

Genau wie beim Grand Canyon klingt das wahrscheinlich undankbarer und desillusionierter, als es gemeint ist (auch wenn mir der John-Wayne-Andenkenshop und die Straße durch Monument Valley fast besser im Gedächtnis geblieben sind als die Felsen selbst). Es ist ein bemerkenswerter Ort, den man einfach nur zu oft auf die exakt gleiche Art gesehen hat, auf die man ihn auch in Natura sieht. Besonders auratisch ist das eben nicht.


Die letzte große Attraktion unserer Fahrt war der Arches National Park, benannt nach den riesigen unterspülten Steinbögen, die wie Brücken oder Tore durch die Landschaft spannen. Auch hier sind wir wieder viel zu kurz gewesen - Freunde von uns, die für eine kürzere Tour zwei Tage mehr Zeit hatten, sind allein hier über zwei Tage geblieben und haben noch lange nicht alles gesehen. Arches war aber auch fast schon unsere Endstation, "kurz" vor Salt Lake City, so dass wir davor und danach richtig lange Autofahrten hatten und keiner mehr die Kraft aufbringen konnte, die anderen zu noch mehr Wanderungen zu überreden. Das Wetter hier war aber auch ein großer Faktor. Obwohl wir erst eine Stunde vor der Dämmerung ankamen, hat die Sonne derart unmenschlich gebrannt, dass sich Leute in die Schatten von Felsen gekauert haben, um ein paar Momente Abkühlung zu finden. Als die Sonne dann erst einmal weg war, wurde es nicht nur schnell kühl, sondern vor allem stockdunkel, und wir sind am Schluss fast zum Parkplatz gejoggt, weil wir nicht zwischen den Felswänden unseren Weg verlieren wollten. Genau wie der Grand Canyon ist Arches ein Ziel, für das man einen ganzen Urlaub einplanen könnte und noch dazu die richtige Jahreszeit finden sollte. Dann kann man hier wahrscheinlich richtig viel Spaß haben.


Als abschließenden Kulturschock sind wir dann noch eine Stunde, bevor das Auto abgegeben sein musste, durch Salt Lake City spaziert, hatten aber kaum genug Zeit, um auch nur einmal in Ruhe um den Mormonentempel herum zu laufen. Die Stadt ist ein bisschen surreal, nicht zuletzt wegen der im restlichen Utah gar nicht so häufigen offensichtlich beseelten Frömmler in ihren gestärkten Hemden und langen Röcken. Es ist wirklich eine ganz nette Stadt, zumindest im eigentlichen Kern, mit interessanter alter Bausubstanz und vielen Kulturdenkmälern, aber der ungute Eindruck, dass einem ständig jemand über die Schulter schaut, ist irgendwie sehr ausgeprägt. So sehr mich die Landschauft von Utah beeindruck hat und ich mich vorstellen könnte, dorthin zurückzukehren, hat mich die Hauptstadt kalt gelassen. Da hat Las Vegas im langweiligen Nevada bei allem Dreck und der unübersehbaren Kriminalität mehr Charme. Aber man kann eben nicht alles haben. Außer als Pferdezüchter im südlichen Utah, der an den Wochenenden runter ins Sündenbabel fährt ...

Man sollte immer noch einen Plan B in der Schublade haben, nicht wahr?

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