Eher stündlich.
Zunächst einmal bin ich hierher gekommen, weil man mir ein Angebot gemacht hat, dass ich nicht ablehnen konnte. Vor ein paar Jahren habe ich auf einer Konferenz Espen Aarseth kennengelernt, der mit seinem Buch Cybertext und der Zeitschrift Game Studies die ernsthafte geisteswissenschaftliche Computerspielforschung begründet hat. Ich erinnere mich noch lebhaft, wie ich gleich am ersten Konferenztag auf der Rückbank eines Peugeot 107 mit dem Einsneunzig-Norweger über seine Theorien gestritten habe. Irgendwas habe ich dabei wohl richtig gemacht, denn letztes Jahr hat er mich dann zuerst ins Kommittee einer neuen Konferenzreihe geholt und danach mit mir einen Antrag auf ein EU-Projekt gestellt. Der Antrag ist zwar nicht durchgekommen, aber trotzdem (oder gerade deswegen) hat er mich dann an seine Universität eingeladen, die IT University of Copenhagen. Das Angebot konnte ich nicht ablehnen, auch wenn ich wirklich nicht weiß, ob ich der richtige Mann für den Job bin.
Die ITU ist, wie der Name schon andeutet, eine technische Universität für Informatik aller Art, mit einem großen Anteil an Spieldesign und -forschung. Ich bin Teil der Spielforscher-Gruppe, die - genau wie die ganze Uni - bunt zusammengesetzt ist aus Vertretern aller Fächer, von Literaturwissenschaftlern über Philosophen und Psychologen hin zu Informatikern. Und dann sind da noch die unvermeidlichen Überflieger, die das alles in einer Person sind.
Als kleiner Komparatist mit autodidaktischem Wissen über eine handvoll anderer Medien fühlt man sich da ein bisschen wie ein Fiat 500 auf einer Sportwagenmesse. Die anderen fahren vielleicht auch nur mit Benzin, aber ich habe den Verdacht, dass ihres mehr Oktan (und Geheimzutat X) hat. Und auch wenn ich ordentlich getunt bin, haben die anderen die besseren Chassis. Mentale Notiz: Muss Rallyestreifen besorgen!
Womit ich hier meine Zeit verbringe ist natürlich eine ganz andere Sache. Zunächst einmal unterrichte ich mit Espen einen Kurs. Das ist, vor allem für meine daheimgebliebenen Mit-Didaktiker, sicher Thema für einen eigenen Post. Hauptsächlich bin ich aber zum Forschen hier, wobei wir noch nicht genau geklärt haben, was ich eigentlich tun soll bzw. ob es überhaupt ein Sollen gibt. Was schon feststeht ist, dass ich wieder einen EU-Antrag aufsetze, allein schon, um vielleicht eine mittelfristige Partnerschaft zwischen unseren Unis aufzubauen. Und natürlich habe ich die üblichen kleineren Projekte, Vorträge und Aufsätze, zu denen man eingeladen wird oder sich anmeldet. Im Schnitt habe ich alle drei Wochen einen Abgabe- oder Vortragstermin. Langweilig wird mir also auf keinen Fall. Aber wenn mich jemand fragt, was ich in den acht Monaten hier geleistet habe, will ich eine definitive, knackige Antwort haben. Aber vielleicht muss das auch noch nicht nach einer Woche sein.
Vielleicht reicht es im Moment ja auch, wenn ich mich morgens auf dem Weg zur Arbeit daran freue, in einer interessanten, freundlichen, schönen Stadt zu wohnen und die Zeit und Gelegenheit zu haben, alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Der Rest kommt dann schon.
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